Nachgefragt: Wie reagiert man auf
unerwartete Fragen im Job Interview?
Topmanager Journal 03/2023
Was ist der Zweck von unerwarteten Fragen in Vorstellungsgesprächen?
Claus Verfürth: Die gängigen Fragen in Vorstellungsgesprächen kennt jeder. Unerwartete Fragen für Top-Führungskräfte sollen ihre Persönlichkeit, ihre Werte und ihre Einstellung testen. Sie sollen auch herausfinden, wie sie unter Druck reagieren, mit Herausforderungen umgehen und letztendlich, wie sie zu dem Unternehmen und der Position passen. Das geht am besten, wenn man im Kandidaten-Interview versucht, sie aus der Komfortzone herauszuholen. Dafür eignen sich skurrile Fragen, die nichts mit dem Job zu tun haben und auf die der Kandidat spontan reagieren muss.
Warum beschäftigen Sie sich bei The Boardroom damit?
Claus Verfürth: Wir bereiten Klienten im Executive Coaching auch intensiv auf Auswahlgespräche für die angestrebte Spitzenposition vor. Dazu gehören auch unerwartete Fragen, die wir mit ihnen im Vorfeld besprechen. Viele Klienten erzählen uns oft im Nachhinein, dass sie mit einigen Fragen nicht gerechnet haben. Und wie wichtig es war, sich vorher mit der Thematik grundsätzlich beschäftigt zu haben. Mittlerweile haben wir einen großen Fundus an “besonderen” Fragen, der sich stets erweitert.
Was sind einige Beispiele für Fragen, mit denen Topmanager in einem Vorstellungsgespräch nicht unbedingt rechnen könnten?
Claus Verfürth: Zehn gute Beispiele dafür sind:
- Was war das letzte Buch, das Sie gelesen haben, und was haben Sie daraus gelernt?
- Was ist das Verrückteste, was Sie je getan haben, und warum haben Sie es getan?
- Wenn Sie eine Superkraft haben könnten, welche wäre es und warum?
- Wie würden Sie einen Kuchen backen, ohne ein Rezept zu haben?
- Was ist der größte Fehler, den Sie je gemacht haben, und wie haben Sie ihn korrigiert?
- Was ist Ihre Lieblingsfarbe und warum?
- Was sollten wir noch wissen, was nicht im CV steht?
- Wer hat bei Ihnen zu Hause das Sagen und warum?
- Wie würden Sie sich selbst in drei Worten beschreiben?
- Mit welchem Feedback in der Vergangenheit konnten Sie nicht umgehen und warum?
Wie reagiert man denn am besten auf diese unerwarteten Fragen?
Claus Verfürth: Um diese Fragen zu beantworten, sollte man kreativ, humorvoll und authentisch sein, aber nicht unprofessionell oder respektlos. Hier zeigt sich, dass man über gute analytische, kommunikative und problemlösende Fähigkeiten verfügt. Kleiner Tipp: Man sollte seine Antworten nicht zu ernst nehmen. Sie können als eine Möglichkeit genutzt werden, um seine Persönlichkeit zu zeigen und eine positive Beziehung zum Gesprächspartner aufzubauen.
Auch bei provozierenden Fragen oder „Nachbohren“ für Details sollte man nicht dem ersten Impuls nachgeben, wenn man sich angegriffen fühlt. Die Frage stattdessen sachorientiert oder humorvoll zu beantworten, kann für den weiteren Verlauf des Gesprächs ausschlaggebend sein. Von Rechtfertigungen und langatmigen Ausschweifungen sollte ebenfalls abgesehen werden. Letztlich geht es immer um Geschmeidigkeit in der Reaktion und um die Fähigkeit, auf ungewohnte Situationen souverän zu reagieren.
Und wenn man Zeit zum Überlegen benötigt, fragt man nochmals nach, wie denn die Frage gemeint war.
Kann ein Topmanager auch die Antwort verweigern?
Claus Verfürth: Grundsätzlich ist es ja so, dass es immer auf die Häufigkeit solcher Fragen im Verhältnis zu “normalen” Fragen ankommt. Wenn das ganze Gespräch eine Ansammlung von derlei Fragen ist, sollte man dringend überlegen, ob die Firma die Richtige ist.
Natürlich kann man eine einzelne Frage auch nicht beantworten. Oder man erwidert die Frage mit einer Gegenfrage, was diese konkret mit der Position zu tun hat. Vielleicht ist es auch die Absicht der Interviewer, herauszufinden, wo der Kandidat eine Grenze zieht. Es sollte aber auch klar sein, dass dann das gesamte Interview zu Ende sein kann.
Vielen Dank für das inspirierende Interview, Herr Verfürth.
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