Macht Macht immer einsam? Oder gibt es Wege die Einsamkeit in der Spitzenposition zu überwinden?
Topmanager Journal 02/2025

1. Führt mehr Macht automatisch zu mehr Einsamkeit in der Führungsposition und warum ist das so?
Claus Verfürth: Für die meisten CEOs ist „einsam an der Spitze“ kein Klischee, sondern eine ernüchternde Realität. Eine aktuelle Umfrage von Indeed (Januar 2025) zeigt, dass sich jede zweite Führungskraft in ihrer Position einsam fühlt. Im Topmanagement steigt dieser Anteil sogar auf 75 Prozent. Ältere Studien, z.B. von Harvard 2019, zeigten schon ähnliche Ergebnisse.
Das Phänomen ist nicht neu und kennen wir aus unserer langjährigen Beratungserfahrung mit Klientinnen und Klienten: Mit dem Aufstieg in die Spitzenposition wird die Luft dünner, und die Zahl der vertrauten Weggefährten nimmt ab – ähnlich wie beim Bergsteigen. Es fehlt oft an Kollegen oder Sparringspartnern, mit denen man offen über Fachthemen, Herausforderungen oder auch private und emotionale Belange sprechen kann.
Topmanager erhalten häufig kein ehrliches Feedback mehr, was das Risiko von Fehleinschätzungen erhöht. Bei wichtigen Entscheidungen sind sie oft auf sich allein gestellt, was den emotionalen Druck und das Gefühl der Isolation verstärken kann. Diese Einsamkeit in der Spitzenposition kann nicht nur belastend, sondern auch gesundheitsschädlich sein.
2. Gibt es Wege für Top-Führungskräfte, die Einsamkeit in der Spitzenposition zu überwinden?
Claus Verfürth: Macht und Verantwortung müssen nicht zwangsläufig zur Einsamkeit führen. Es ist vor allem eine persönliche Entscheidung, wie man mit der Situation umgeht. Führungskräfte können folgende Strategien nutzen, um die Isolation zu verringern:
- Selbstreflexion
Eine bewusste Auseinandersetzung mit den eigenen Gefühlen, Konflikten und Stärken ist essenziell. Sie hilft, den Alltag bewusster zu gestalten, Druck abzubauen und Klarheit zu gewinnen. Es ist wichtig, sowohl nach außen Sicherheit auszustrahlen als auch im Inneren Stabilität zu finden. Nach dem Motto: Innen stark, außen klar. - Networking
Der Aufbau und die Pflege nachhaltiger Kontakte auf gleicher Hierarchieebene, die auf gegenseitiger Wertschätzung basieren, sind entscheidend. Ein Netzwerk, das an die Person und nicht nur an die Topmanagement-Position gebunden ist, bietet echten Mehrwert. Das hört sich offensichtlich an, ist es aber oft nicht. Viele Klienten haben uns während des Coachings schon von ihrem Irrglauben berichtet, dass sie ein starkes Netzwerk hätten. Während ihrer beruflichen Neuorientierung haben sie dann festgestellt, dass dem nicht so ist. - Sparringspartner
Der Austausch mit externen Beratern oder Coaches kann enorm hilfreich sein. Ein Executive unterstützt dabei, die eigene Wahrnehmung zu schärfen, persönliche Stärken zu nutzen, blinde Flecken zu erkennen und in schwierigen Entscheidungssituationen Lösungen zu entwickeln. Viele Top-Entscheider schätzen die regelmäßigen, vertraulichen Gespräche in einem geschützten Rahmen, auch ohne konkrete Zielsetzung.
Durch diese Maßnahmen können Führungskräfte die eigene Einsamkeit reduzieren, ihr Wohlbefinden steigern und vor allem ihre Selbstwirksamkeit erhöhen. Dennoch sind viele im Top-Management skeptisch gegenüber externer Unterstützung.
3. Warum ist die Skepsis gegenüber Executive Coaching groß und wie kann es helfen?
Claus Verfürth: Früher wurde Beratung oder Coaching für Führungskräfte oft als Zeichen von Schwäche gesehen. Viele Top-Führungskräfte interpretieren es als „Ich mache etwas falsch – ich brauche Hilfe“. Zudem besteht Unsicherheit darüber, wer ein geeigneter Coach ist: Wer kann vertrauensvoll beraten? Versteht der Coach die Herausforderungen an der Spitze?
In den letzten Jahren zeigt sich jedoch eine Veränderung, die wir auch bei The Boardroom feststellen: Das Interesse an professioneller Karriereberatung wächst stetig. Die Anforderungen an Führungskräfte sind vielfältiger geworden – Digitalisierung, KI, kultureller Wandel, politische Spannungen – und die Welt dreht sich immer schneller. Persönliche Weiterentwicklung und Begleitung durch einen Coach sind heute entscheidende Erfolgsfaktoren, um den Anforderungen auch in Zukunft gerecht zu werden. Ein Executive Coaching fördert nicht nur die persönliche Entwicklung, sondern eröffnet auch neue Perspektiven und Blickwinkel.
4. Wie findet man den passenden Sparringspartner auf Topmanagement Niveau?
Claus Verfürth: Bei der Auswahl eines Coaches ist die „Chemie“ entscheidend. Der Coach sollte idealerweise selbst Erfahrung in einer vergleichbaren Führungsrolle und Branche haben. Er muss als neutraler Vertrauter fungieren können, bei dem sich der Manager offen zeigen kann – fernab von internen politischen Spielchen.
Ein guter Executive Coach verfügt über die Fähigkeit, sich in die Situation hineinzuversetzen, die richtigen Fragen zu stellen und Impulse für die Weiterentwicklung zu geben. Hinter einem exzellenten Coach steckt oft auch ein erfahrener Berater, der die Herausforderungen auf Topmanagement-Ebene versteht.
Bei The Boardroom legen wir in der Karriereberatung und im Coaching sehr viel Wert auf ein hohes Qualitätsniveau und das richtige „Matching“ von Berater und Klient.
5. Welche Tipps geben Sie Klientinnen und Klienten, um Einsamkeit in der Spitzenposition zu vermeiden?
Claus Verfürth: Um das Gefühl der Einsamkeit an der Spitze zu vermeiden, sollten Führungskräfte regelmäßig den Austausch mit Mitarbeitern auf allen Ebenen suchen und diese zu offenem Feedback ermutigen. Ein aktives Networking und das Pflegen persönlicher Beziehungen – beruflich wie privat – bieten soziale Unterstützung.
Der Austausch mit externen Beratern oder Karriereexperten wird ebenfalls immer wichtiger. Sie helfen dabei, persönliche Werte, Stärken und Ziele zu reflektieren, und bieten individuelle Unterstützung bei der Karriereplanung.
Der Gipfel der Karriere ist kein Ort der Isolation, sondern eine Chance für persönliche Entwicklung und nachhaltigen Erfolg. Mit den richtigen Strategien, Unterstützung und einem starken Netzwerk können Führungskräfte die Herausforderungen an der Spitze meistern und ihre Rolle wirksam ausfüllen.
Vielen Dank für das inspirierende Interview, Herr Verfürth.
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