Silverpreneure: Beruflicher Sinn und
Erfolg als Anti-Aging-Strategie

Neue Perspektiven für Führungskräfte nach der aktiven Karriere

Von der aktiven Berufstätigkeit direkt in den vermeintlichen „Ruhestand“ überzugehen – ist das heutzutage noch ein erstrebenswertes Ziel für Führungskräfte im Topmanagement? Für Silverpreneure wirkt die Vorstellung einer Seniorenexistenz mit passivem „Füße hochlegen“ abschreckend. Sie sind nicht bereit, ihre berufliche Laufbahn im C-Level oder Vorstand plötzlich zu beenden, da diese oft der Kern ihrer Identität und ihres Daseins ist. Der Schritt in Richtung „Rente“ markiert einen bedeutenden Abschnitt im Leben, der sorgfältige Planung und tiefgehende Reflexion für Silverpreneure erfordert.

Der Übergang vom aktiven Berufsleben in einen aktiven „Ruhestand“ kann eine Zeit großer persönlicher Veränderung sein. Ein beispielhafter Erfahrungsbericht eines Klienten bietet Einblicke, wie man als Silverpreneur diese Veränderungen positiv nutzen und sich selbst neu entdecken kann.

Vom Büro zum Unruhestand: Die Reise der persönlichen Transformation

Mein letzter Arbeitstag als Bereichsleiter in der Finanzdienstbranche und die Verabschiedung war geprägt von Komplimenten und wertschätzenden Worten. Das hat gutgetan, zumal ich mich mit gerade mal 61 Jahren noch nicht von meiner Firma verabschieden wollte. Aber der Stellenabbau und das gute Abfindungsangebot haben meine Entscheidung beschleunigt.

Zunächst stellte ich mir traumhaft vor, endlich mal drei Wochen oder länger in den Urlaub zu fahren. Oder mich mit meinen ehemaligen Kollegen auszutauschen, aber nicht mehr die Verantwortung für die geschäftlichen Aufgaben zu haben. Doch der Austausch mit den Kollegen wurde sehr schnell weniger. Es folgten keine Einladungen mehr und immer weniger Anrufe. Dafür wurde meine „Honey-to-do“ Liste immer länger: Zwei Mal die Woche Rasenmähen, Müll raustragen, Keller entrümpeln und mit dem Hund gehen. Das konnte doch nicht alles sein?

Zu guter Letzt stellte ich dann auch noch fest, dass ich nicht mehr drei Mal im Jahr ausgedehnte Urlaube benötige. Sicher ist es schön, neue Länder zu sehen und Städte zu erkunden, aber nach der fünften Stadtführung und gefühlten 11 Kirchenbesichtigungen fand ich dies nicht mehr sehr spannend. Selbst meine mitgenommenen Bücher hatte ich nach einer Woche schon ausgelesen und ich wollte nach zwei Wochen wieder nach Hause. Also, ein neuer Plan musste her.

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Jenseits des Berufslebens: Neue Horizonte für Führungskräfte entdecken

Zunächst überlegte ich: Welche Tätigkeit gibt es, in denen ich einen Mehrwert leisten konnte? Woran habe ich Freude und was ist auch noch sinnvoll? So entstand eine längere Liste, aus der ich mehrere Ideen ausprobierte. Von Mentor über Berater, ehrenamtlich als Manager ohne Grenzen, Lesepaten oder Dozent an einer Hochschule waren nur einige Ideen.

Mir entsprach, aufgrund meiner bisherigen beruflichen Tätigkeit, die Aufgabe als Kassenwart. Mein Lions Club war glücklich, jemanden für die Aufgabe gefunden zu haben und ich konnte meine Erfahrung einbringen. Zusätzlich betreue ich nun zeitweise im Tennisverein unsere Jugendgruppe bei Turnieren. Mit Jugendlichen zu arbeiten, hat mir auch schon immer Spaß gemacht.

Weiterhin sprach mich dann auch noch ein ehemaliger Geschäftskunde bei einer Veranstaltung im Freundeskreis an. Er suchte einen Berater für ein Projekt im Finanzbereich. Dies war ein echter Glückfall, denn daraus ergaben sich Anschlussprojekte in verschiedenen Firmen, die mir bis heute Freude machen. So bin ich bis heute gut ausgelastet, verfüge trotzdem über viel mehr freie Zeit und genieße diese Lebensphase.

Die „dritte“ Lebensphase: Eine Zeit neuer Chancen und Bestätigungen

Viele ehemalige Kollegen und Freunde haben sich neuen Aufgaben zugewandt: Einige sind als Berater oder Coaches tätig, andere haben sich Unternehmen ihres Fachgebiets angeschlossen oder eigene Firmen mit Gleichgesinnten ins Leben gerufen. Wieder andere engagieren sich in Aufsichts- oder Beiräten, vornehmlich in mittelständischen Betrieben. Auch haben sich manche Start-ups angeschlossen und sich finanziell beteiligt. Besonders bemerkenswert finde ich den Schritt eines Freundes, der sich einen langgehegten Traum erfüllte, indem er erneut die Universität besuchte und Vorlesungen in Philosophie belegte.

Darüber hinaus hat sich nahezu jeder sozial engagiert, was sich als große Bereicherung für alle Beteiligten erwiesen hat. Es ist eine lohnende Angelegenheit, der Gesellschaft am Ende des Berufslebens etwas zurückzugeben. Dabei finde ich es essenziell, nur solche Aufgaben als Silverpreneur zu übernehmen, die Freude bereiten und keine Pflicht darstellen. Denn Tätigkeiten ohne persönliche Erfüllung sind für niemanden von Nutzen.

Rückblickend habe ich erkannt, dass beruflicher Erfolg im fortgeschrittenen Alter als eine Art Anti-Aging-Maßnahme für Silverpreneure fungieren kann. Geistige Aktivität trägt dazu bei, länger mental fit zu bleiben. Zudem fördert die Weitergabe von Wissen und Erfahrung an andere ein Gefühl der Selbstbestätigung und Wertschätzung. Auch bleibt man durch berufliche Aktivitäten am Puls der Zeit, sei es in Bezug auf technologische Entwicklungen oder den Austausch mit verschiedenen Generationen.

Fazit: Produktive Nutzung der frei verfügbaren Lebenszeit führt zur Sinnerfüllung

Die Erfahrung, dass der Austausch mit ehemaligen Kollegen abnimmt, ist nicht ungewöhnlich. Es ist wichtig, sich darauf einzustellen und neue Wege zu finden, um soziale Kontakte und sein Netzwerk aufrechtzuerhalten. Dabei ist es als Silverpreneur entscheidend, dass man sich neue Ziele setzt und Aktivitäten findet, die sowohl erfüllend als auch herausfordernd sind.

Forschungen zufolge haben die meisten 65-jährigen heutzutage mehr Kraft als viele 18-jährige. So planen Silverpreneure lange vor ihrem Rentenbeginn ihre Selbstverwirklichung und das Weitergeben von Erfahrungen, indem sie sich ehrenamtlich engagieren, eine Beratungstätigkeit aufzunehmen oder sogar ein eigenes kleines Unternehmen gründen. Dabei gehen sie privat mit der gleichen Professionalität vor, wie sie es in ihrer Führungsposition gemacht haben.

Ihr Antrieb ist es, die neue, frei verfügbare Lebenszeit produktiv zu nutzen und das Leben nach der aktiven Karriere als Silverpreneur mit Sinn zu füllen. Die Zeit wird weiterhin für die weitere, persönliche Entwicklung und des Lernens genutzt. Das Verfolgen von Leidenschaften und Hobbies, die während der Berufsjahre zu kurz gekommen sind, führen ebenfalls zu mehr Lebensqualität. Die Geschichte zeigt, dass einem nach dem Ende einer langen Karriere noch viele Optionen offenstehen.

Dies ist ein Beitrag von Anita Zuleger, Senior Executive Consultant bei The Boardroom. Über 25 Jahre war sie selbst in der Geschäftsleitung im Finanzdienstleitungssektor tätig und kennt die Ansprüche von Topmanagern.

Weitere Informationen erfahren Sie in ihrem Vorstellungsvideo.

Anita Zuleger; Senior Executive Consultant The Boardroom

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